Iris 2.0 Leseproben

Dieses eine Wort.

„𝗗𝗶𝗲𝘀𝗲𝘀 𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗪𝗼𝗿𝘁.“
April 10, 2020

Wer war das???
Wer hat einem einzelnen Wort so viel Bedeutung gegeben?

Ein einziger Begriff, unter dem sich unzählige Tragödien und Schicksale tummeln.
Es ist übermächtig.
Viel zu groß, um es zu begreifen.
Unter dessen Gewicht alles zusammenbricht.
Viel zu schwer, um es zu ertragen.
Es zerstört.
Schlägt eine Schneise der Verwüstung ins eigene Leben und das der Angehörigen.

Dieses eine Wort.
Ich bringe es nicht über die Lippen.

Als könnt ich es weghalten, wenn ich es nicht ausspreche – es ungeschehen machen.
Fünf Buchstaben, die alles verändern.
Für immer.

K-R-E-B-S.“

Es hängt über mir wie ein Damoklesschwert.
Es sollte ein neues Wort dafür geschaffen werden, eines mit mehr Hoffnung.


Mach Yoga, sagten sie
14. Mai 2021

Mach Yoga, sagten sie. YOOOOGA – uuunbedingt Yoga.

Das „Um und Auf“ um Körper und Seele in Einklang zu bringen.

Und weil ich auf meiner Entdeckungsreise für „gesundheitsfördernde Maßnahmen“ nichts unversucht lassen möchte, schau ich mir natürlich auch das an.

Einmal durfte ich schon unter persönlicher Anleitung reinschnuppern – und es war wunderbar – aber heute gebe ich es mir im Selbststudium.

Also YouTube an und mal durchzappen. Ich stoppe bei „10 Minuten Morgen Yoga für einen schwungvollen Start in den Tag“. Yeahh, klingt vielversprechend. 10 Minuten schaff ich.

Was brauch ich alles dazu? Yogamatte (hab ich nicht), Yogaoutfit (auch nicht) und den sagenumwobenen, übernatürlichen Yoga-Dutt.
Letzteres ist ohnehin das Wichtigste.
Alle haben ihn. Das Yoga „Must Have“ schlechthin. Also hoch die Haare und etwas chaotisch zusammen zwirbeln, fertig. Ich denke er ist so etwas wie das inoffizielle 8. Chakra.
Anscheinend öffnet er eine spirituelle Pforte zum Universum und die ganze Macht von Grayskull flutet Geist und Körper.

So los gehts mit dem Lotussitz.

Unmöglich.

Ich schaffe es kaum aufrecht zu sitzen. Schon bei der ersten Übung ein Krächzen, ein Lächzen, meine Gelenke knacken und meine Sehnen schreien um Hilfe. Ich fühle mich wie ein altes rostiges Klappfahrrad. Nichts geht, alles knarrt und knackst und an „zusammenklappen“ ist gar nicht zu denken.

Die nächste Übung -> „Rücken gerade, Arme und Blick nach vorne“.

Und wie ich da mit meiner Körperspannung ringe, erstarre ich vier weit aufgerissene Augen. Und die starren mit undefinierbarem Blick zurück 👀👀. Ihre Kinnladen schlagen fast am Boden auf. Totenstille.

Bfoaaahh…. Unglaublich, ein wahrhaftes Wunderding dieses Yoga!
Es bringt sogar meine Kinder zum Schweigen, wahnsinn!

Sie sehen mich an als wär ich ein Nilpferd im Balettunterricht.

Und genau so fühle ich mich auch. Lichtjahre entfernt von den grazilen und luftigen Bewegungen der hübschen Yogini, die mich aus dem Fernseher anleitet – und auslacht.

Nach 10 Minuten falle ich erschöpft zu Boden. Ich bin fix und fertig, ich schwitze und hab einen Puls von 200.

Die „vier Augen“ 👀👀 wandern wortlos bei mir vorbei – erste Hilfe ist nicht ihr Ding. 🤷🏼‍♀️

Aber der spirituelle Dutt sitzt immer noch perfekt. Na immerhin. 🤔💁🏼‍♀️

Iris 2.0

Iris2punkt0

Zur Abwechslung – Mädelstratsch
30. Mai 2020

Mädl-Treff. Dieses mal online per Zoom Meeting. Weil Corona.
Fertig schauen wir aus. Irgendwie älter. Um nicht zu sagen alt. Wir stellen fest, dass die hochauflösenden Kameras unserer Handys, Ipads und Laptops auch nicht dazu beitragen uns zu schmeicheln. Im Gegenteil. Stress, Schwangerschaften und der Mahlzahn der Zeit zernagt unsere Beaut-ess.

„Irgendwie hängt alles“ meint Evelyn.

Stimmt. Sehe ich auch so. Am Knie beginnt der Verfall und geht dann über den Hintern, Bauch, Brust, Hals bis zum Gesicht. Sogar die Ohrläppchen machen mit bei diesem Wahnsinn. Einfach fürchterlich.
„Na dann macht mal Botox, Filler oder so“, wirft Ines ein.
Boah, da hilft kein Botox. Viel zu punktuell. Wir brauchen flächendeckende Maßnahmen.

Was wenn wir die Kopfhaut auf der Schädldecke so lange zusammenzwirbeln, bis sich die Haut am Körper wieder strafft.

„Da müsst ihr aber viel zwirbeln, meint Ines.

Stimmt. Wahrscheinlich so viel dass die Kniekehlen dann an den Hüften sitzen. Der Nabel zum Mund wandert, die Brustwarzen in den Augenhöhlen ihren neuen Platz finden und die Augenbrauen samt Nasenlöcher im gezwirbelten Haut-Dutt verschwinden.

„Schaut aber sicher auch komisch aus oder“, meint Bibi.
Ja. Vielleicht.
Egal. Hauptsache keine Falten. 😉


„𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗱𝗶𝗲 𝗔̈𝗿𝘇𝘁𝗶𝗻 𝗱𝗲𝗽𝗿𝗶𝗺𝗶𝗲𝗿𝘁𝗲𝗿 𝗶𝘀𝘁 𝗮𝗹𝘀 𝗶𝗰𝗵“
𝗠𝗮𝗶 𝟮𝟬𝟮𝟬

Heute bin ich bei einer Vertretungsärztin.

Nach meiner Ernährungsumstellung möchte ich meinen Vitamin D und B Spiegel messen lassen.

Und nur das.

Ich will nicht über Krebs reden.

Ich will ich mich nicht damit belasten. Nicht heute. Heute ist ein guter Tag, die Sonne scheint und mein Kleiner macht die ersten Schritte, alles wunderbar.

Ausserdem – es muss auch mal was „ohne Krebsthema“ möglich sein oder.

Sieht die Frau Doktor anders.

Sie will „die Unterlagen“ (Diagnose, OP Berichte etc) sehen.

Ich zögere. „Unbereitwillig“ rücke ich sie raus.

Sie schlägt die erste Seite der Mappe auf und beginnt zu lesen.

„Mhmhh… Ahhaaa… G3? Das is aber schon heftig.“

Ich ignoriere es und schaue an ihr vorbei an den kleinen Riss in der Wand.

„Sooo schnell ist der gewachsen?“

Ich möchte das nicht hören – das hab ich schon tausend mal.

Ich senke meinen Kopf und blicke zu Boden.

„Der Ki67 Wert bei 80%??? Das ist extrem…“

Noch immer will ich dazu nichts sagen.

Ich denke an meine zwei kleinen Kinder und meinen Mann.

Und als finalen Axthieb und krönenden Abschluss folgt ein->

„Na sie nehmen das aber eh sehr gelassen!?“

Nein. Gar nicht. Aber was soll ich machen?
Anlauf nehmen und aus dem Fenster springen?

…würd eh nix bringen – wir sitzen im Erdgeschoß.

Iris 2.0 Gedanken

„IchZeit“
12.12.2020

3 Wochen auf Reha kann ich meinen Kindern und meinem Mann nicht zumuten. Aber bevor ich alle „Ich-Zeiten“ beschneide bis dann nichts mehr von mir übrigbleibt, sollte ich mich doch drüber trauen. Denn eines mag ich ihnen am wenigsten zumuten. Sterben


Nasen-Espresso
29.April 2020

Mein Gegenüber hat gerade den Kaffee so hastig hinuntergekippt, dass er aus beiden Nasenlöchern wieder rausgekommen ist. 👃🏼☕️☕️
Kurz hab ich überlegt, ob ich zwei Espressotassen darunter stelle, aber dann hab ich mich doch dazu entschlossen ihn mit einem heftigen Schlag auf den Rücken vom Hustenanfall zu erlösen.