„Einsamkeit verbindet“

(Operationstag)

Rein in den Aufzug, vier Stockwerke nach unten und dann rein in den OP-Vorbereitungsraum. Dort liegt auch schon ein anderer Patient und wartet.
Ein Wissensquiz flackert über den gemeinsamen Fernseher.
Diese Stille und Einsamkeit vor der OP verbindet – sie macht aus uns Verbündete. Jeder fragt sich, was wohl der andere für ein Leiden hat. Warum liegt er hier?

Und schon kommt die Frage von meinem OP Partner.
„Und? Warum sind sie hier.“

Kurze ratlose Pause – soll ich? soll ich nicht?
Mangels passender Alternativen und Zeitdruck sage ich es gerade raus.

„Bösartiger Tumor in der Brust.“

Bumm. Er verzieht betroffen die Miene. Das war wohl zu viel an Dramatik.
Mist, jetzt hab ich ihm den Tag vergeigt.

Auf die Gegenfrage kommt nur mehr ein knappes „Knieverletzung“
Ok, mit etwas in dieser Kategorie kann ich momentan nicht dienen. Und das war’s dann auch schon mit unserem Pläuschen.

Nach weiteren lähmenden 10 Minuten erscheint ein Gesicht von rechts oben.
„Guten Tag ich bin Ihr Chirurg. Also wir werden versuchen den Tumor im Ganzen heraus zu schneiden, wenn er zu nah an der Brustwarze ist müssen wir diese auch wegschneiden. Dann wird Vorort biopsiert und nachgesehen, ob der Wächter-Lymphknoten auch betroffen ist.“

Ähhhhhh… wie bitte?
Was heißt „Brustwarze wegschneiden“?
Stop stop stop.
Neeeeeein.
Die geb’ ich nicht her

Außerdem, dass kann er mir doch nicht so nebenbei herüber wischen.
Mein – zum Glück ebenfalls anwesender – Frauenarzt beruhigt mich, zumindest versucht er mir mit Mitgefühl und Einfühlungsvermögen zu erklären, dass das eine der Möglichkeiten ist.

Verdammt. Und ich hatte nicht mal Zeit mich gebührend zu verabschieden.

Während ich mir Gedanken darüber mache wie so eine Verabschiedungs-Party hätte aussehen können – vielleicht mit den besten „Busen Freundinnen“ , 7- 8 Mojiots und „Time To Say Goodbye“ auf Anschlag aus der Lautsprecherbox – rollen Sie mich in den OP.